Ansbacher Hygienekongress sehr informativ

Neben der Information und Ausbildung von Hygieneinspektoren ist es vor allem die Weiterbildung, die dem Berufsverband Bayerischer Hygieneinspektoren (BBH) besonders am Herzen liegt. Bei seinem dritten Hygienekongress in Ansbach haben die Organisatoren den Schwerpunkt wieder auf Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern gelegt. Entsprechend groß war auch das Interesse der Hygienefachkräfte, die zahlreich an der Veranstaltung teilnahmen.

Obwohl Hygiene vor allem in den Krankenhäusern groß geschrieben wird, infizieren sich jedes Jahr eine Reihe von Patienten mit den so genannten Krankenhauskeimen. Sie können „nur“ Durchfall erzeugen, aber auch tödlich verlaufen. Besonders immunschwache, operierte Patienten, Menschen, die häufiger für mehrere Tage stationär in einer Klinik aufgenommen werden oder Dialysepatienten sind in größerem Maße gefährdet. Kliniken in Bremen und Kiel sind die bekanntesten Fälle jüngster Zeit aus deutschen Krankenhäusern.

Deshalb kommt dem Kampf gegen die Multiresistenten Erreger (MRE) eine hohe Bedeutung zu, wie Dr. Giuseppe Valenza vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in seinem Fachvortrag ausführte. Neben den Basishygienemaßnahmen wie die Desinfektion der Hände, regte er ein Screening neuer Patienten bei der Aufnahme und für alle Mitarbeiter und Patienten an einem Stichtag an.

Über die zu treffenden Maßnahmen „hat der Krankenhaushygieniker das letzte Wort“, hob Dr. Valenza die besondere Verantwortung dieses Personenkreises in Kliniken hervor. Jedoch, beklagte er, „gibt es zu wenige davon in Deutschland“. Sollte es einmal zu einem Ausbruch kommen, riet der Fachmann „rechtzeitig an die Öffentlichkeit zu gehen“, nicht zu „mauern“ mit Informationen, „zuvor aber die zuständigen Ämter und Behörden zu informieren“.

„Das öffentliche Interesse an der Erhaltung der Wirksamkeit von Antiinfektiva“, ist nach den Worten von Professor Dr. Dr. Marianne Abele-Horn vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Würzburg, „besonders groß“. Abele-Horn hat in der „Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART)“, einem zurzeit 16-köpfigen unabhängigen Gremium, eine Leitungsfunktion. Die Kommission wird vom Gesundheitsministerium eingesetzt und berufen, und hat dem Ministerium gegenüber eine beratende Funktion, erstellt und überarbeitet entsprechende Leitlinien. „Aktuell gibt es allerdings nur 57 Prozent gültige Leitlinien“, so Professor Abele-Horn.

„Hygieneuntersuchungen sind maßgeblich für die Qualität eines Krankenhauses“, betonte die Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin am Klinikum Augsburg, Monika Schulze. Die Leiterin der Stabsstelle für Hygiene unterstrich die Bedeutung von laufenden „hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen“. Regelmäßige Schulungen des Personals nehmen hier eine Schlüsselstellung ein, denn „90 bis 95 Prozent aller Übertragungen entstehen auf dem Kontaktweg“, insbesondere durch das Händeschütteln.

In den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind in Krankenhäusern und Heimen Erkrankungen mit Durchfall. So stieg gemäß Untersuchungen der Anteil von Clostridium difficile im Darm von einst „drei bis fünf Prozent“ auf „bis zu 40 Prozent“, berichtete Oberarzt Dr. Bernd Kunz vom Mikrobiologischen Institut– Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, am Universitätsklinikum Erlangen.

Während den Pausen hatten die Besucher die Möglichkeit, sich über aktuelle Produkte und Verfahren einschlägiger Firmen im Rahmen einer Fachausstellung zu informieren.

BBH, Herbert Hausmann

2015 04 16 Hygienekongress